Mittelalter

500 - 1450
Alemannische Zeit
Nach dem Abzug der Römer dauerte es noch geraume Zeit, bis die nachrückenden Alemannen auch den Streifen am südlichen Bodenseeufer in Besitz nahmen. Nach den überlieferten Orts- und Flurnamen zu schliessen, dürfte dies im 6. und 7. Jahrhundert der Fall gewesen sein. Die ersten erhaltenen schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem 9. Jahrhundert und betreffen zwei Siedlungen auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Landschlacht, „lanchasalachi“ und „zollinchovun“ genannt. Es darf aber auch als wahrscheinlich gelten, dass neben den beiden kleinen Dörfern weitere Höfe existierten.

6. Jahrhundert
Konstanz wird zum Bischofssitz. Damit erhält die Christianisierung der Bevölkerung am Bodensee einen neuen Schub.

nach 600
Irische Mönche wie Kolumban und Gallus missionieren in der heutigen Ostschweiz und am Bodensee.

746
In der Schlacht von Cannstatt werden die Alemannen endgültig von den Franken unterworfen. Die Bodenseeregion bleibt für lange Zeit unter fränkischem Einfluss. Das Reich wird politisch in Gaue aufgeteilt. Die Gegend am Südufer des Bodensees gehört fortan zum Thurgau.

9. Jahrhundert
Beim Zusammenfluss des Tobelbachs mit dem Seebach wird in Landschlacht ein „karolingischer Kultraum“ errichtet. Erhalten geblieben sind ein Altarsockel und Reste eines engen Mauergevierts aus grossen Feldsteinen, ohne Fundament auf den gewachsenen Boden gesetzt. Es handelt sich um die ältesten baulichen Zeugnisse in der Gemeinde. Sie befinden sich heute unter dem Boden der St. Leonhardskapelle und können dort besichtigt werden.

817
Kaiser Ludwig der Fromme überträgt die Einkünfte von Gütern in mehreren Dörfern an das Kloster St. Gallen, darunter wird auch „lanchasalachi“ genannt, das spätere Landschlacht. Der Ortsname setzt sich zusammen aus den Teilen „lang“ und „hasal“ sowie der Mehrzahlbildung „ahi“, was als „langgezogenes Haselgehölz“ übersetzt werden kann.

837
Abt Bernwic von St. Gallen verleiht klösterlichen Grundbesitz in „zollinchovun“. Zollikofen war ursprünglich die Hofsiedlung eines Zollo und befand sich an der Stelle des heutigen Ortsteils Seedorf von Landschlacht. Der einstige Name, der ebenfalls zur frühen alemannischen Landnahme gerechnet werden darf, ist bis 1396 belegt.

865
Ein gewisser Wolfker überträgt seinen Grundbesitz, den er in „lanhasalahe“ besitzt, an das Kloster St. Gallen. Die Urkunden des Klosters St. Gallen belegen dessen umfangreichen Grundbesitz im Thurgau.

985
Bischof Gebhard II. von Konstanz bestimmt, dass die Einwohner von „niuhaim“, einer grossen Hofsiedlung in Landschlacht, dem 983 gegründeten Kloster Petershausen in Konstanz alljährlich eine grosse Menge Brennholz aus dem Wald „hasilo“ liefern müssen. Das Kloster Petershausen besitzt in späteren Jahren die Niedere Gerichtsbarkeit in Landschlacht.

um 1000
An der Stelle des karolingischen Kultraums aus dem 9. Jahrhundert wird ein kleines Gotteshaus errichtet. Das im romanischen Stil erbaute Kirchlein, heute St.Leonhardskapelle genannt, besteht zur damaligen Zeit aus einem Schiff von etwa 11 m Länge und 7 m Breite und einem eingezogenen Chor, gut 5 m lang und etwa 4,5 m breit. Einzelne Bauteile und Malereifragmente können als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Kapelle von Bauleuten von der Reichenau erstellt wurde.

um 1050
Auf der Landzunge westlich des Seebaches hat sich eine Gemeinschaft frommer Frauen niedergelassen, als „Schwesternhaus in den Rohren“ überliefert. Die genaue Lage des Baus ist nicht erforscht, ebenso wenig sind weitere Einzelheiten bekannt.

vor 1100
Bischof Gebhard III. von Konstanz verlegt einen Teil des von Bischof Konrad (Amtszeit von 934 bis 975) gegründeten „Hospitiums“ seeaufwärts an einen Ort, der von den Bewohnern danach „münsterlin“ genannt“ wurde. Es handelte sich um die Stiftung des später heilig gesprochenen Konrad zur Aufnahme von Pilgern und zur Pflege von Armen und Kranken. Damit wird erstmals im Bereich der heutigen Gemeinde Münsterlingen eine caritative Institution gegründet.

1125
Bischof Konrads Stiftung wird vor die Tore der Stadt Konstanz zurück verlegt, Anlass für die Gründung des Klosters Kreuzlingen. Die Gemeinschaft frommer Frauen in Münsterlingen bleibt aber bestehen.

1150
In einer Urkunde wird ein bischöflich-konstanzischer Vogt in Scherzingen erwähnt. Er hält jeweils im Hof des Klosters Münsterlingen Gericht. Das Dokument ist der früheste schriftliche Hinweis auf die Siedlung Scherzingen, die aufgrund der Endung „-ingen“ in die früheste Zeit der alemannischen Landnahme zu datieren ist. Der Ortsname bedeutet „bei den Leuten des Scerzo“.

1155
Kaiser Friedrich I., der berühmte „Barbarossa“, stattet die Domkirche in Konstanz mit weiteren Schenkungen aus und bestätigt deren bisherige Besitztümer. In diesem umfangreichen Dokument werden die Grenzen der sogenannten „Bischofshöri“ umschrieben, des unmittelbaren Herrschaftsbereichs des Konstanzer Bischofs. demzufolge gehörte Scherzingen dazu, nicht aber die Siedlungen Landschlacht, Zollikofen und Neuheim. Das Kloster Münsterlingen war ebenfalls ausserhalb der Bischofshöri. Damit unterstanden die Bewohner von Scherzingen und Landschlacht verschiedenen Gerichtsherren.

13. Jahrhundert
Durch das von den Nonnen eingebrachte Gut, aber auch durch Schenkungen, Stiftungen und geschicktes Handeln gelangt die Gemeinschaft der Münsterlinger Klosterfrauen zu reichem Vermögen. Sie erwerben umfangreichen Besitz in der Region beidseits des Sees: Grundstücke und Zinsen, Zehntenrechte, Liegenschaften, Vogteirechte, Leibeigene und Lehensleute.

nach 1200
Das Kloster Münsterlingen stellt sich unter den Schutz des damals einflussreichen Adelsgeschlechts der ritterlichen Herren von Altenklingen.
Die Herren von Klingen oder einer ihrer Vasallen errichtet eine Burg über dem Stichbachtobel südlich von Münsterlingen. Es sind keine Überreste erhalten.

1275
Die Nonnen von Münsterlingen kaufen von Freiherr Ulrich von Altenklingen die Vogteirechte zu Uttwil. Sie erwerben damit die Niedere Gerichtsherrschaft in diesem am Bodensee gelegenen Fischerdorf.

1288
Die Klosterfrauen von Münsterlingen kaufen die Vogteirechte der Herren von Klingen zurück, um die Summe von 90 Mark.

1291
König Rudolf von Habsburg bestätigt, dass das Kloster Münsterlingen von der Kastvogtei der Herren von Klingen befreit ist.

nach 1300
Die St. Leonhardskapelle in Landschlacht erhält eine bedeutende Bemalung der Südwand: ein Passionszyklus im sogenannten „schwebenden Stil“, der zu den bedeutendsten Zeugnissen gotischer Wandmalerei im Bodenseeraum zählt.

1309
Der grosse Andrang ins Kloster Münsterlingen wird durch einen Konventsbeschluss geregelt: Die Zahl der Nonnen soll in Zukunft fünfzig nicht übersteigen.

1348
Die Pest fordert zahlreiche Opfer in den Gemeinden am See. In der Folge werden viele Juden als Schuldige an der Seuche bezeichnet, verfolgt und verbrannt, so auch in Konstanz.

15. Jahrhundert
Die Rechte und Pflichten der Bewohner von Landschlacht werden schriftlich in einer Dorfoffnung festgehalten.

1413
Heinrich Ehinger, Stadtammann von Konstanz, verkauft seine Vogteirechte in Landschlacht an zwölf namentlich genannte Bürger der Gemeinde, wohl freie Leute.

1414 bis 1418
Zum Konstanzer Konzil versammeln sich Geistliche und Fürsten, Gesandte und Künstler aus vielen Ländern am Bodensee. Die Region erfährt kulturelle Impulse, welche sich auch in Landschlacht nachweisen lassen. Die St. Leonhardskapelle wird vergrössert: Der bisherige kleine, eingezogene Chorteil wird abgebrochen, die Kirche zu einem langgestreckten Raum - 19 m lang und 7 m breit - verlängert.

1418
Kaiser Sigmund söhnt sich gegen Ende des Konstanzer Konzils im Kloster Münsterlingen mit Herzog Friedrich von Habsburg aus.

1432
In der Kapelle zu Landschlacht wird der Bilderbogen im neugebauten östlichen Teil, der Leonhardszyklus, vollendet. Die Malereien sind zum Teil gut erhalten und erzählen die Vita des Heiligen, der in der Geschichte der frühen Merowinger eine grosse Rolle gespielt haben soll. Die Patrozinien der beiden alten Kirchen in der Gemeinde, die dem heiligen Leonhard geweihte Kapelle in Landschlacht und die dem heiligen Remigius geweihte Klosterkirche Münsterlingen, dürfen als Hinweis auf die Christianisierung der Region durch die Franken verstanden werden: Der Impuls ging vor allem von den fränkischen Herrschern und den Missionaren aus, welche mit dem 724 gegründeten Pirminskloster auf der Insel Reichenau einen geistlichen Brennpunkt gegründet hatten, welcher weit ins Land hinaus strahlte.

nach 1450
In der St. Leonhardskapelle wird an der Westwand ein weiterer Passionszyklus aufgemalt, dieses Mal mit einem abschliessenden Bild der Auferstehung Christi.