19. Jahrhundert

1800 - 1899
1803
Joseph Anderwert wird thurgauischer Regierungsrat. Er fällt durch seine Tüchtigkeit, seine Umsicht und Aufgeschlossenheit auf, trotzdem er als Katholik im vorwiegend evangelischen Thurgau keinen leichten Stand hat.
Zusammen mit Bottighofen bilden die Gemeinden Scherzingen und Landschlacht von 1803 an die Munizipalgemeinde Scherzingen, die in dieser Gestalt bis 1994 Bestand hat.
Am 25. März 1803 wurde das erste Protokoll einer Gemeindeversammlung in Landschlacht niedergeschrieben, Zeugnis der jetzt erlangten Selbständigkeit, zumindest in Angelegenheiten lokaler Bedeutung zu entscheiden. In Scherzingen sind derartige Protokolle bereits hundert Jahre zuvor verfasst worden.

1808
Laut Brandassekuranz-Register stehen in Landschlacht 78 Wohnhäuser im Gesamtwert von 46'100 Gulden. Dazu kommen 49 Scheunen, 3 Speicher, 4 Schuppen, 22 Torkel und 2 Trotten, 4 Mostmühlen, 1 Waschhaus, 3 Backhäuser, 2 Brennhäuschen, 1 Keller und 1 Mühle. Für Scherzingen werden nur 38 Wohnhäuser angegeben. Die vielen Torkel bezeugen, wie wichtig der Weinbau für die damalige Bevölkerung noch war.

1811
Aus den Viehstandstabellen lässt sich herauslesen, dass die Viehzucht damals eine geringe Rolle spielte. In Landschlacht wurden nur 50 Kühe registriert, und dies bei 46 Haltern. Mit anderen Worten: In den meisten Ställen stand nur eine einzige Kuh. Die 14 Pferde verteilten sich auf 12 Halter. Als weitere Zugtiere dienten 22 Zugochsen. Erstaunlicherweise wurden weder Ziegen, Schafe noch Schweine registriert.

1812
Die neue evangelische Kirche in Altnau ist vollendet. Sie kostet die beteiligten Evangelischen in Altnau, Landschlacht, Schönenbaumgarten, Zuben und Herrenhof über 41'000 Gulden. Der grosse Zentralbau mit seinem 60 Meter hohen Turm ist ein bedeutendes architektonisches Werk, erstellt vom Vorarlberger Baumeister Josef Simon Moosbrugger. Die Orgel stammt aus dem Kloster Birnau.

1816/1917
Hungerjahre

1826
In Landschlacht wird für rund 1000 Gulden das erste Schulhaus gebaut. Es enthält im Obergeschoss ein Schulzimmer und im unteren Geschoss die Lehrerwohnung. Bis dahin unterrichtete der jeweilige Lehrer in gemieteten Räumen oder in der eigenen Wohnung. Die Schule ist bis 1856 den Kindern evangelischer Eltern vorbehalten. Die Kinder katholischer Eltern müssen nach Altnau in die Schule.

1845
Die Gemeinde Scherzingen beschliesst den Bau eines Schulhauses. Es wird ein Klassenzimmer und die Lehrerwohnung enthalten und soll rund 2000 Gulden kosten.
Am 1. Januar 1845 wird in Scherzingen erstmals eine Poststelle eröffnet.

1850
In Landschlacht leben 492 Personen, in Scherzingen 285.
Die Gemeinde Landschlacht erwirbt eine kleine Liegenschaft, um sie als Armenhaus zu nützen.

1851
In Landschlacht wird eine „Postablage“ eröffnet, und zwar in der Wirtschaft „zur Sonne“.

1871
Die Eisenbahnlinie von Romanshorn nach Konstanz wird eröffnet. Scherzingen erhält eine Bahnstation, Landschlacht hingegen nicht.